Raunaus Handballer sind in dieser Saison zu großen Überraschungen fähig. Holte man sich seit man den Münchner Stadtteil Allach in Münchens Nordwesten kennt, dort fast immer nur Lehrstunden ab, so ist in dieser Spielzeit alles anders. Mit einer cleveren Gesamtvorstellung holte sich der TSV Niederraunau mit 23:29 beide Punkte gegen den Tabellendritten.
Trainer Udo Mesch war wohl selbst etwas überrascht, wie seine Arbeit in Niederraunau nun immer mehr Früchte trägt. Aus den Resten vergangener guter Landesligajahre und jungen aufstrebenden Handballern hat er eine Einheit geformt, die vor allem psychisch gegen körperlich überlegene Gegner bestehen kann. Seine Personalentscheidungen tragen zu dieser Stärke bei. Vollkommend überraschend begann nach der Klasseleistung von Maxi Jekle gegen Tabellenführer Anzing dieses Mal Adi Konkel im Tor. Und der zog den Allachern dann auch reihenweise die Zähne. In der ersten Hälfte hatte er die gegnerischen Schützen beinahe so gefrustet, dass sie aus Angst vor Fehlwürfen nur noch das Gebälk trafen und er nicht einmal mehr eingreifen musste. Meschs Kommentar dazu: „Ich habe gewusst, dass Adi heute überragend hält. Das sind seine Spiele, er ist ein richtiger Handball-Psychopath“. Aber auch im Angriffsspiel hatten sich die Raunauer au einen der großen Drei der Liga gehört, eingestellt. „Wir wollten absichtlich langsam spielen und sie zermürben. Ins Rollen wollten wir die Allacher Truppe auf keinen Fall kommen lassen“, so die Analyse von Leader Mathias Waldmann, der mit seinen acht Feldtoren großen Anteil am Erfolg dieser Spielweise hatte. Immer wenn gar nichts mehr ging setzte er einen erfolgreichen Hüftwurf an. Die bedächtige, abwartende Spielweise machte sich vor allem in Unterzahlsituationen der ersten Hälfte bezahlt. Kaum einmal konnten die Allacher aus ihrem zahlenmäßigen Vorteil Nutzen ziehen.
Spielführer Michael Thalhofer war wieder dabei. Dafür fehlte Bruder Adrian und Moritz Kornegger. Bei den Münchnern fehlt zwar seit geraumer Zeit Topscorer Dominik Hofmann, doch mit nur zwei Minuspunkten konnte die Rückrunde bisher erfolgreich gestaltet werden. Die Raunauer hatten also nichts zu verlieren. Gleich ein langer erster Angriff, bei dem dann doch Lasse Sadlo gefunden wurde. Eine Doublette im zweiten Angriff hätte schon das 0:2 bedeuten können. Dann kam die Konkel-Zeit. Dennoch waren die Allacher mit 6:5 in Führung, ehe die Raunauer durch schöne Außentore von Oliver Kiebler und einer tollen Einzelleistung von Oliver Blösch auf 6:9 stellten. Raunau verhielt sich weiter richtig clever und baute den Vorsprung bis zum 8:15 Halbzeitvorsprung aus.
Nach Wiederbeginn wurde es schwieriger. Vor allem das Spiel über den Kreis konnte kaum einmal unterbunden werden. Ab dem 11:20 steigerte Allach seine Effektivität. Ab der 39. Spielminute dann enge Deckung gegen Waldmann, der vorher reihenweise die Abwehr genarrt hatte. Die Raunauer Jungs gerieten in Probleme, der 21:24 Anschluss war die Folge. Aber da zeigte das gesamte Team seine psychische Stabilität. Moritz Hegenbart, Waldmann und Lukas Konkel stellten wieder auf 22:27. Bei fünf Minuten Restspielzeit sollte das reichen. Aber die Abwehr steigerte sich wieder und ließ nichts mehr zu. Eine feine Leistung auf seiner Halbseite zeigte dabei Youngster Hegenbart. Blösch mit Einzelleistung und ein technisch anspruchsvoller Dreher von Waldmann. 22:29, wer hätte das vor dem Spiel prophezeit?
Torschützen: Mathias Waldmann 8, Lukas Konkel 7/4, Oliver Kiebler 4, Oliver Blösch 4, Michael Thalhofer 3, Moritz Hegenbart 1, Lasse Sadlo 1, Björn Egger 1.