(Bericht aus der Augsburger Allgemeinen)
(Bilder Ernst Mayer)
Rund 700 Zuschauer waren zum Derby in die Sporthalle am Krumbacher Schulzentrum gekommen. Auch Günzburg war zahlreich vertreten. Am Ende bedankten sich die VfL-Spieler bei ihren Fans und feierten gemeinsam mit ihnen den zweiten Derbysieg der Saison. Schon das Hinspiel in der Rebayhalle hatten die Weinroten für sich entschieden.
Wer sich während des Landkreis-Derbys mit seinem Nebenmann über das Spiel ausgetauscht hat, der dürfte am nächsten Tag ziemlich heiser gewesen sein. Denn Konversation über Spielzüge und Schiedsrichterentscheidungen ist in der Sporthalle am Krumbacher Schulzentrum an diesem Abend nur durch Brüllen möglich. Rund 700 Fans beider Lager machen die Halle beim Duell zwischen dem TSV Niederraunau und dem VfL Günzburg zu einem Hexenkessel. Rhythmische Trommelschläge hallen von der hölzernen Decke wider, aus den Boxen wummernde Party-Musik und die Schlachtrufe der Handball-Fans vermischten sich zu einem Dröhnen. Alles ist angerichtet für das Duell der Landkreis-Rivalen.
Während die Fans auf der Tribüne sich meisterlich aufs Stimmungmachen verstehen, gibt es auf dem Feld wenig Meisterliches zu sehen. Der Funke springt nur selten von den Rängen auf die Spieler über, das prestigeträchtige Derby ist über weite Strecken ein Duell, das der Tabellensituation gerecht wird. Besonders der Tabellenvorletzte aus Niederraunau liefert erneut eine schwache Leistung ab und verliert das Derby in eigener Halle letztlich verdient mit 19:27 (9:14).
Dass das Team von Coach Markus Waldmann am Ende einer langen, entbehrungsreichen Bayernliga-Saison völlig platt ist, macht sich schon in den ersten Minuten bemerkbar. Zu keiner Zeit können sie den Günzburgern auch nur im Ansatz gefährlich werden. Die Gäste aus der Kreisstadt wirken schneller, beweglicher, wacher. Nach einer Viertelstunde liegen sie bereits mit vier Toren vorn. Dabei will Raunau ja, das ist den Spielern anzusehen. Nicht schon wieder blamieren, nicht im Derby. Sie kämpfen, sie beißen. Fünf Verwarnungen und elf Zeitstrafen stehen am Ende dieses umkämpften Derbys im Spielbericht.
Doch Kampf allein bringt keinen Sieg. Zu oft rennen sich die Raunauer Jungs fest, scheitern an der gut stehenden VfL-Abwehr oder am glänzend aufgelegten Patrick Rösch im Günzburger Tor. Aus dem Rückraum gelingen kaum Tore. Auf der anderen Seite schaffen es die Gästen immer wieder, schnelle Konter zu fahren und Lücken in der Raunauer Abwehr zu nutzen. Als Günzburg in der zweiten Hälfte davonzieht, schallen „Hier regiert der VfL“-Chöre aus dem weinroten Fanblock. Alles Aufbäumen der Raunauer hat nichts genützt.
Für Kopfschütteln beim TSV-Anhang sorgt aber nicht nur die schwache Leistung ihrer Mannschaft, sondern auch die eine oder andere Schiedsrichterentscheidung. Doch strittige Siebenmeter-Pfiffe gegen seine Mannschaft oder die Rote Karte nach der dritten Zeitstrafe für Julian Waldmann will Trainer Markus Waldmann nach dem Spiel nicht für die Niederlage verantwortlich machen. „Es ist schade, wenn man vor solch einer Kulisse so hoch verliert. Aber bei uns ist einfach die Luft draußen. Von allen unseren Spielern war Matthias Waldmann der einzige, der auf Bayernliga-Niveau gespielt hat.“ Trotzdem wünsche er den Günzburgern von ganzem Herzen den Klassenerhalt.
Für die ist der Sieg natürlich ein Grund zu feiern. „Das dürfen die Spieler gerne machen“, sagt ihr Trainer Stephan Hofmeister. „Ich bin zu alt dafür.“ Er blickt stattdessen in die dritte Liga. Dort kämpft der HSC Coburg II in der Staffel Ost um den Klassenerhalt. Steigt er ab, bedeutet das, dass Günzburg seinen Platz in der vierten Liga für die Franken räumen muss. Daran ändert auch der Derbysieg nichts. „Aber natürlich ist das Balsam für die Seele. Es war nicht nur unser erster Auswärtssieg der Saison, sondern wir haben das Spiel auch klar dominiert“, sagt Hofmeister.
Für beide Teams geht es jetzt darum, sich in den verbleibenden drei Spielen möglichst gut zu verkaufen. Günzburg hat den drittletzten Platz sicher, wie es für die junge, hungrige Mannschaft in der kommenden Saison weiter geht, entscheidet sich eine Etage höher. Niederraunau plant schon den Neustart in der Landesliga. Mit Udo Mesch ist ein neuer Trainer verpflichtet. Und falls doch beide Landkreis-Teams den Gang nach unten antreten müssen, hat das wenigstens ein Gutes: Es gibt auch in der kommenden Saison wieder zwei heiße Derbys.
Schlüsselduell: Auch Matthias Waldmann (links), mit sieben Toren Raunaus bester Werfer, fand in VfL-Keeper Patrick Rösch öfter seinen Meister.
Zusatzinformationen:
Und das Pech bleibt dem nach Ansicht des Sportredakteurs der Mittelschwäbischen Nachrichten sowieso schon ausgelaugten Raunauer Team weiterhin treu. Bei einer Untersuchung wurde am Sonntag bei Julian Waldmann ein Mittelhandbruch festgestellt. Bis zu seiner Roten Karte spielte er noch längere Zeit mit dieser für einen Handballspieler gravierenden Verletzung weiter. Schon ins Spiel mit einer schmerzhaften Fersenprellung gegangen waren wohl die zusätzlichen Schmerzen nicht so spürbar.
Raunauer Toschützen: Mathias Waldmann 7, Lukas Konkel 4/3, Julian Waldmann 2, Michael Thalhofer 2, Andreas von Kries 2, Ferit Celik 1, Rupert Sadlo 1.