Eine Handball-Legende und ein bayerisches Spitzenteam

Wie erwartet chancenlos blieben die Raunauer am Samstagabend in Erlangen. Die Bundesliga-Reserve des HCE war für die extrem ersatzgeschwächten Raunauer einfach eine Nummer zu groß. Trotz des 37:20 blamierten sich die Gäste aber nicht.

Dies honorierten auch die ca. 150 Zuschauer in der Karl-Heinz-Hiersemann-Halle, einem der Handballtempel Bayerns. Die Raunauer waren von der Atmosphäre auf der Tribüne so angetan, dass vom fairsten Publikum seit langem gesprochen wurde. Jede gute Torhüteraktion von Armin Hessheimer oder Maxi Jekle wurde beklatscht und bei einem sensationellen Unterarmwurf von Ferit Celik, der zum 25:16 im langen Winkel einschlug, gab es offenen Szenenapplaus.

Auch der Einsatz des 42-jährigen Rupert Sadlo wurde keineswegs belächelt, sondern offen bewundert. Die Raunauer Handball-Legende die sich mit wöchentlichem Handballtraining fit hält, wurde von Coach Markus Waldmann gebeten, zumindest in der Abwehr mitzuwirken. Der Ausfall von Julian Waldmann im Innenblock ließ keine Alternative. Doch die „Legende“ wollte nicht nur ergänzen sondern Akzente setzen. Die Angriffsaktionen wirken zwar nicht mehr flüssig, aber die beinahe unbändige Kraft, die in seinem Körper steckt und die ihm den Spitznamen „Steinewerfer“ eingebracht hatte, verhilft ihm immer noch zu dem einen oder anderen Torerfolg. Da mit Andreas von Kries und Lukas Konkel weitere Stammspieler fehlten durfte auch noch Adrian Thalhofer mit nach Erlangen fahren. Sein großer Trainingsehrgeiz wurde so vom Coach belohnt.

Das Spiel begann nicht gerade vielversprechend. Die Erlanger hatten mit Michael Haßferter einen Keeper zwischen den Pfosten, der in der laufenden Spielzeit dem HCE schon in der ersten Bundesliga Punkte gesichert hatte. Seine Klasse bekamen die Raunauer deutlich zu spüren. Spielerisch konnte anfangs mitgehalten werden, doch vom 2:2 bis zum 9:2 vergaben die Blauen die klarsten Chancen. Die Raunauer Abwehr bekam zudem keinen Zugriff auf die Angriffsaktionen der blitzschnellen Perspektivspieler des Bundesligisten. Erst die Umstellung auf ein 5:1 System mit dem vorgezogenen Michael Klaußer verbesserte die Situation. In der Innenverteidigung kam Sadlo und konnte auch gleich zwei Würfe blocken. Auch der Einsatz des langzeitverletzten Maxi Deisenhofer sah schon wieder gut aus. Das Halbzeitergebnis von 15:10 war dann aller Ehren wert.

Auch wenn die Raunauer nach Wiederanpfiff erneut nicht trafen, blieben sie auf Augenhöhe. Bis zum 26:18 war die Welt in Ordnung. Erst zum Spielende hin wurden die Raunauer von der Konterwelle des HCE hinweggespült. Alleine elf Kontertore waren zu verzeichnen. Coach Markus Waldmann hob vor allem die geistige Flexibilität der jungen HCE-Spieler hervor: „Kaum machen wir einmal durch einen flachen Schlagwurf von Mathias Waldmann ein Tor, bei seiner nächsten Aktion sind schon Abwehrhände und Torwart unten. Wenn man dann nicht über die Mauer erfolgreich sein kann, bleibt man chancenlos. Aber angesichts der Umstände bin ich nicht unzufrieden. Leider haben wir ein paar Konter zu viel kassiert!“

Torschützen TSV: Mathias Waldmann 6, Ferit Celik 3, Rupert Sadlo 3, Michael Thalhofer 3/2, Maxi Deisenhofer 2, Oliver Kiebler 1, Boris Matzner 1, Stefan Jordan 1, Michael Klaußer 1.

Spiel-Stenogramm: 2:2, 9:2, 11:6, 13:7, 15:10 (Halbzeitstand), 18:10, 20:12, 24:13, 25:15, 26:18, 31:18, 37:20 Endstand