Wie Münchberg im Relegations-Rückspiel sportlich sein Gesicht wahrt und die Schwaben ihren Bayernliga-Einzug feiern
Die erste Sektdusche des Abends haben sich die Niederraunauer Handballer direkt nach dem Abpfiff auf dem Spielfeld gegönnt: Mit dem 28:28-Unentschieden beim TV Münchberg haben die Raunauer Jungs den Aufstieg in die Bayernliga perfekt gemacht, den sie an Christi Himmelfahrt mit einem 37:17-Kantersieg vorbereitet hatten.
Für den Verein war es der dritte Aufstieg in die Bayernliga. Mit Boris Matzner und Bernd Maisch standen zwei Spieler auf dem Feld, die auch schon die beiden vorherigen Triumphe miterlebt hatten. „Für die beiden war es etwas ganz besonderes. Sie hatten nach dem Spiel Tränen in den Augen“, sagte Trainer Markus Waldmann. Während der Partie lieferten die beiden Oldies im Kader wie schon im Hinspiel eine herausragende Leistung, schlossen immer wieder Gegenstöße erfolgreich ab und erzielten zusammen elf Treffer. Auch Torwart Armin Hessheimer wiederholte seine gute Leistung.
Die Niederraunauer hatten schon nach dem Kantersieg im Hinspiel angekündigt, auch in Oberfranken auf Sieg zu spielen. Diese Ankündigung setzte das Team schon in den ersten Minuten der Partie um. Trotz des ungewohnten Spiels ohne Harz am Ball zog der TSV über 2:6 auf 5:10 davon. Spätestens hier erloschen die letzten Hoffnungen der Münchberger auf ein Handballwunder. Trainer Christian Seiferth hatte die Chancen seiner Mannschaft schon vor der Partie realistisch eingeschätzt: „Vor allem in der schon alles entscheidenden zweiten Halbzeit im Hinspiel hat die Mannschaft zu spät oder eigentlich gar nicht realisiert, was auf dem Parkett geschah. Man darf sich nie so abschießen lassen Die Spieler und ich wissen diese Erfahrung richtig einzuordnen.“
Vor 420 Zuschauern, darunter einer lautstarken schwäbischen Fangruppe, profitierten die Hausherren davon, dass die Raunauer nach dem Fünf-Tore-Vorsprung etwas die Zügel schleifen ließen, und kämpften sich wieder heran. Zur Halbzeit stand es 13:11 für Niederraunau, doch im zweiten Abschnitt übernahmen die Oberfranken beim 21:20 sogar erstmals in den beiden Relegationsspielen die Führung. „Man hat den Münchbergern schon angemerkt, dass sie zu Hause eine ganz andere Mannschaft sind. Vor allem über die Linksaußenposition haben sie uns immer wieder Probleme bereitet. Für uns war es aufgrund des Harzverbotes schwer, aus dem Rückraum Tore zu werfen“, sagte Raunaus Trainer.
Doch das Team hatte sich in der Halbzeit vorgenommen, die Halle nicht als Verlierer zu verlassen und dieser Vorsatz wurde umgesetzt. Da störte es auch niemanden ernsthaft, dass die Hausherren Sekunden vor Schluss noch den Ausgleich erzielten. Markus Waldmann hatte allen Spielern aus dem Kader Einsatzzeit gewährt, damit jeder den Moment einmal auf dem Feld genießen konnte. Die angeschlagenen Mathias und Julian Waldmann bissen sich durch, wobei Julian Waldmann sich auf Abwehraufgaben beschränkte.
Insgesamt sei es eine richtig gute Auswärtsfahrt gewesen – angefangen von der Anfahrt im Bus mit den Fans, sagte Waldmann. Zudem präsentierten sich die Münchberger als sympathische Gastgeber und hatten trotz der sportlich aussichtslosen Lage noch ein kleines Fest rund um das Spiel organisiert. Die Vorfreude auf die Bayernliga ist bei den Raunauern schon groß, mit dem ehemaligen Ichenhauser Stefan Jordan steht der erste Neuzugang bereits fest.
Die Raunauer Spieler selbst genossen den Triumph noch lange nach dem Schlusspfiff in der Halle. Übermäßig über die Stränge wolle man dabei aber nicht schlagen, sagte Markus Waldmann. Deshalb hat man sich auch gleich nach dem ersten Jubel bereit erklärt, den Münchbergern bei der Beseitigung der Spuren der Sektdusche finanziell unter die Arme zu greifen.